Nachhaltiges Wassermanagement
Die Klimaforschung rechnet damit, dass verfügbares Wasser in der nahen Zukunft deutlich knapper wird. Für die Projektregion gehen pessimistische Klimaszenarien von einem Rückgang des verfügbaren Wassers um 8 bis 10% bis 2030 aus. Schon jetzt sind die Effekte des Klimawandels deutlich zu sehen und zu spüren. Im Zitrus-Projekt ist daher die nachhaltigere Wassernutzung auf den Farmen und im Flussgebiet ein zentraler Arbeitsschwerpunkt. Alle Produzenten verpflichten sich, ihre Bewässerung an die Klimaprognosen für die Projektregion anzupassen und daraus resultierend Wasser einzusparen. Durch den Einsatz von Technologien wie Boden-Feuchtigkeitssonden arbeiten die Betriebe an einer effizienteren Bewässerung. Das gemeinsame Ziel ist eine möglichst hohe Wasser-Einsparung, bei der gleichzeitigen Gewährleistung einer hohen Qualität und Produktionsmenge.
Seit 2019 sind Boden-Feuchtigkeitssonden Pflicht. Sie liefern den Produzenten wertvolle Erkenntnisse und ermöglichen es, die Bewässerung der Zitrusbäume mit Niederschlägen, Außentemperaturen sowie der Bodenbeschaffenheit abzugleichen und passgenau auf die Bedürfnisse der Bäume auszurichten. Für die Zitrus-Produzenten bedeutet das eine enorme Optimierung – und Zukunftsabsicherung.
Die Pilot-Finca Iberesparragal konnte in nur einer Saison bereits über 200 Millionen Liter Wasser einsparen und in der Saison 2020/21 konnten die Fincas zusammen 1.824 Millionen Liter Wasser einsparen (im Vergleich zur gesetzlich erlaubten Menge). Das entspricht der Wassermenge von mehr als 700 Olympia-Schwimmbecken.
Des Weiteren engagieren wir uns über die Betriebsgrenzen hinaus und wollen die ganze Region animieren, Wasser gemeinsam nachhaltiger zu nutzen. 2019 wurden das erste Mal gemeinsame Aktionen durchgeführt: An einer Aufräumaktion am Ufer des Guadalquivir im Bereich einer Projektfarm beteiligten sich z.B. die Produzenten, das Projektteam und Vertreter der lokalen Gemeinde.
Weniger Pflanzenschutzmittel
Bei dem durch ein Expertenteam entwickelten Pestizidplan werden besonders gefährliche bzw. die Artenvielfalt beeinträchtigende Mittel durch weniger gefährliche bzw. weniger kritische ersetzt, Nützlinge gefördert und insbesondere der Einsatz von Insektiziden reduziert.
Alle Produzenten müssen diesen Pestizidplan 1:1 befolgen. Das bedeutet: Besonders gefährliche bzw. kritische Stoffe wie Glyphosat sind von vornherein tabu. Außerdem dürfen chemische Mittel erst dann zum Einsatz kommen, wenn Nützlinge den Schädlingsbefall nicht mehr kontrollieren können. Bis dahin wird die Größe der Schädlings- und Nützlings-Populationen bei wöchentlichen Rundgängen auf jeder Farm überprüft und festgestellt, ob das natürliche Gleichgewicht zur Schädlingskontrolle ausreicht. So konnten 2020 im Vergleich zum jeweiligen Jahr vor Projekt-Einstieg etwa 7.000 Liter an Pflanzenschutzmitteln eingespart werden, da die Produzenten nur noch durchschnittlich zwei statt zehn Liter Pflanzenschutzmittel pro Hektar verwendeten.
Größere Artenvielfalt
Der Nationalpark Doñana an der Flussmündung des Guadalquivir ist ein hochdiverses Ökosystem und dient als wichtigstes Feuchtgebiet Spaniens unzähligen Zugvögeln als Raststation. Der Artenreichtum des Nationalparks ist aufgrund der sinkenden Wasservorkommen jedoch akut gefährdet. Rund 80% der Wasserentnahmen im Flussgebiet des Guadalquivir entfallen auf die Landwirtschaft. Das Zitrus-Projekt möchte durch die Arbeit zu einer verantwortungsvollen Wassernutzung auf den Farmen und im Flussgebiet einen Beitrag zum Schutz des Nationalparks leisten, und bringt zudem die Natur zurück auf die konventionellen Anbauflächen von Orangen und Mandarinen.
Der massiv reduzierte Einsatz von Herbiziden und Insektiziden, die Aussaat von insektenfreundlichen Pflanzen, die Pflanzung von Hecken und Sträuchern oder die Anbringung von Nistkästen, Ansitzstangen für Greifvögel und „Biodiversitätsinseln“ in Bewässerungsbecken üben einen positiven Einfluss auf die vorhandene Flora und Fauna auf den Projektfarmen aus.
Auf sechs Farmen, auf denen Raubwürger und Ziegenmelker nachgewiesen werden konnten, wurden Vorschriften zum Schutz der kleinen Vögel eingeführt. Beide Arten finden auf Zitrus-Plantagen normalerweise keine idealen Lebensbedingungen. Raubwürger bauen gerne in Dornen-Hecken ihre Nester und nehmen die neu angelegten Dornenhecken gut an. Für die ohne Nest am Boden brütenden Ziegenmelker wurden Schutzmaßnahmen eingeführt: Während der Brutzeit dürfen Orangenreihen mit Nestern nicht mehr mit Fahrzeugen befahren werden.
Zudem wurden 2020 auf den Plantagen knapp fünfmal mehr Marienkäferarten als zu Projekt-Start gezählt. Je mehr sich der Insektenreichtum auf den Fincas erhöht, desto mehr kehren auch größere insektenfressende Tiere wie Reptilien und Vögel zurück. Dazu gehören seltene und scheue Tiere wie Dachs, Fischotter, Manguste und Gartenschläfer oder auch die Perleidechse als größte Eidechse Europas, welche unter strengem Schutz steht.
Bessere Bodenfruchtbarkeit
Wir arbeiten außerdem daran, die Bodenfruchtbarkeit zu verbessern. Konventionelle Landwirtschaft geht oft einher mit intensivem Einsatz von Mineraldüngern sowie der Auslaugung, Verdichtung und Erosion des Bodens.
Die Themen Düngung und Bodenfruchtbarkeit werden seit dem Jahr 2018 im Projekt zunehmend in den Fokus genommen. Zwar waren bereits Düngepläne auf den Projekt-Farmen vorhanden, diese wurden jedoch selten genau an die tatsächliche Nährstoffverfügbarkeit der Böden und den Bedarf der Zitrusbäume angepasst.
Eine der grundlegenden Maßnahmen zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit muss unmittelbar nach Aufnahme ins Projekt von jeder Farm umgesetzt werden: Beim Schnitt der Bäume sowie bei der Mahd der zwischen den Baumreihen stehenden Pflanzendecken fallen regelmäßig große Mengen an organischer Materie an. Diese verbleiben in gehäckselter Form auf den Anbauflächen und werden nicht verbrannt.
14 der Projekt-Farmen liegen in Gebieten, die als „besonders verletzliche Zonen in Bezug auf mögliche Nitrat-Verschmutzung“ klassifiziert sind. Nicht nur die spanischen Behörden, auch das Projekt selbst stellt hier besondere Anforderungen, um Böden und Gewässer zu schützen. Daher verpflichten sich die Farmen beispielsweise zu einer effizienten Düngung auf Grundlage von regelmäßig durchgeführten Blatt-, Boden- und Wasseranalysen sowie Bodenkarten und Wurzelstudien.
So konnte die Menge an aufgebrachten synthetischen Düngemitteln (Stickstoff, Phosphor, Kalium) konnte im Projektjahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr das zweite Mal in Folge leicht reduziert werden. Zudem ist im Gesamt-Projekt die Ausbringung organischer Düngemitteln höher als die Menge syntethischer Düngemittel.